Nachweis von Asbest

Qualität und Quantität

Ist Asbest da und wenn ja, wieviel?

Alles bisher Erzählte erlaubt lediglich eine Aussage darüber, ob es sich um Asbest handelt oder nicht. Also rein qualitativ! Und hier wird auch die Schwäche der Methode mit REM deutlich: Die Aussage, ob man Asbest vor sich hat, ist nicht immer eindeutig. Es ist nur deshalb die Standard-Methode, weil sie relativ kostengünstig ist und leicht anwendbar.

Bei den Richt- und Grenzwerten geht es allerdings um die Menge, die Quantität und zwar normiert, also auf ein begrenztes Volumen bezogen, nämlich 1 m3. Erst dann sprechen wir von einer Faserkonzentration.

Kontaktproben zur Bestimmung der Faseranzahl auf einer Fläche

Einen ersten Eindruck bekommt man zwar auch durch Kontaktproben. Dies erlaubt allerdings nur Rückschlüsse auf die Anzahl der Partikel auf einer Fläche, nicht aber auf ein Volumen. Diese Art der Probennahme ist sinnvoll, um herauszufinden, wie weit sich Asbestfasern von einer Quelle ausgebreitet haben könnten und dort sedimentiert sind. Natürlich auch, um herauszufinden, ob  es sich tatsächlich um Asbest handelt und um welche Art. Das Ergebnis sagt nichts darüber aus, ob und falls ja, wieviele Fasern in der Luft sind und somit  werden können.

Luftproben zur Bestimmung der Faserkonzentration in der Raumluft

Ausschlaggebend ist die Raumluft, die wir einatmen und die darin enthaltene Anzahl der Fasern. Erst dann spricht man von einer Faserkonzentration. Um dies zu ermitteln, reicht keine Kontaktprobe. Hierfür muss eine bestimmte Menge Luft durch einen sogenannten “Sampler” sozusagen “eingeatmet” werden und gleichzeitig müssen die Partikel auf einem Probenträger, der später ins REM soll, sedimentiert werden. Das ist etwas aufwändiger, aber machbar. Am Ende gilt für beide Proben: Fasern zählen!

Das geht heute vollautomatisch, allerdings muss die Software dann natürlich Asbestfasern von anderen Stoffen unterscheiden können. Und die Software ist wiederum nur so gut wie der Programmierer. Womit wir wieder bei der Erfahrung des Analytikers sind.

Sammler für Raumluft-Konzentrationsmessungen. Kontrolle des Volumens und der Sammeldauer. © Heiko Hofmann

Das Volumen muss bereits bei der Probennahme kontrolliert werden. Die Sammler sind in der Lage, ein ganz bestimmtes Volumen pro Zeiteinheit zu sammeln. Läuft eine Standardsammlung für 8 Stunden, so ist das angesaugte Luftvolumen bekannt. Nun gilt es, die Anzahl der gesammelten Fasern zu bestimmen.

Dies geschieht wiederum per Software anhand des REM Bildes oder “von Hand”. Ausgezählt wird ein sehr kleiner Ausschnitt des Probenträgers, velleicht 0,5 oder 1mm2. Auf diesem Bildausschnitt liegen nur wenige Fasern, vielleicht 10. Alle 10 Fasern müssen identifiziert und die chemische Zusammensetzung muss gemessen werden. Erst dann kann beurteilt werden, ob es sich um Asbest handelt.

Nun rechnet man die Anzahl auf die Fläche des Probenträgers um. Darauf befinden sich alle Fasern aus X m3 gesammelter Luft. Somit lässt sich die Konzentration hochrechnen und das Ergebnis ist die Faserkonzentration pro m3 Raumluft. Da jedoch nur ein sehr kleiner Bildausschnitt (oder mehrere) ausgezählt werden und die Anzahl der Fasern auf ein großes Volumen hochgerechte werden muss, würde sich auch ein kleiner “Zählfehler” dratisch auswirken. Eine Faser mehr oder weniger auf dem Zählfeld mach auf dem Kubikmeter gerechnet eine Differenz von meheren 1000 Fasern. Deshalb liegt die Nachweisbarkeitsgrenze der Methode bei rund 500 Fasern / m3. Zwar kann man rechnerisch weniger als 500 Fasern erhalten, allerdings ist dann der Fehler der Zählung im Vergleich zum Ergebnis fast 100%.

REM Bildausschnitt des Probenträgers © Heiko Hofmann

Nun kann jedoch die Software nicht wirklich intelligent entscheiden, ob es sich auch tatsächlich um Asbestfasern handelt oder vielleicht organische Staubfusseln. Sie kann nur vorab mitgeteilt bekommen, dass z. B. Chrysotil bestimmte Elemente (Mg und Si) in einer bestimmten Menge (oder Peakhöhe) enthalten muss.

Selbst wenn die Bedingung lautet: Zähle nur die Fasern, die die typischen Elemente beinhalten, ist die Varianz noch so groß, dass auch andere faserförmige Silikate mitgezählt werden. Die endgültige Entscheidung kann nur ein sehr erfahrener Analytiker treffen.

Nicht nur Asbest bildet Fasern. Die Problematik der Verwechslung auf Seite 6