Asbest erkennen

Elektroinstallationen

Asbest isoliert nicht nur hervorragend gegen Hitze, sondern auch gegen elektrischen Strom. Wenn man das noch mit Brandschutz kombinieren konnte, hat man das auch gemacht. Sie finden Asbestisolierungen (meist Asbestpappe) in

  • Steckdosenisolierungen
  • Schalterisolierungen
  • Elektrogeräten wie Föhn, Toaster, Lötkolben
  • Asbesthaltigen Leichtbauplatten unter Leuchstoffröhren

In der Abbildung rechts dient die Asbestdichtung gleichzeitig als Elektro- und Hitzeisolator sowie als Dichtung. Ganz schön vielseitig…

Stecksicherung mit Asbestpappe © Bild von Solgeo auf polludoc.ch unter CC-BY-SA 4.0 Lizenz

Asbestpappe unter einer Steckdose © Bild von Carbotech auf polludoc.ch unter CC-BY-SA 4.0 Lizenz

Leichtbauplatten in einem Elektroschrank © Bild von S. Schneebeli auf polludoc.ch unter CC-BY-SA 4.0 Lizenz

Steckdose mit Asbestpappe © J. Ulmer

Leichtbauplatte unter Leuchtstoffröhre © Bild auf polludoc.ch unter CC-BY-SA 4.0 Lizenz

Leichtbauplatte unter Leuchtstoffröhrenhalterung © Bild auf polludoc.ch unter CC-BY-SA 4.0 Lizenz

Sanitär / Abwasser

Auch im Badezimmer ist man nicht sicher vor Asbest

  • Fliesenkleber
  • Bodenkleber
  • Bodenbelag
  • Putz
  • Deckenplatten
  • Fensterkitt
  • Fugenkitt
  • Isolierung der Heißwasserleitung
  • Wärme- und Elektroisolierung im Föhn
  • Wasserleitungen aus Asbestzement

Abwasserrohrstück aus Eternit © Heiko Hofmann

Asbesthaltiger Fensterkitt © Bild auf polludoc.ch unter CC-BY-SA 4.0 Lizenz

Insbesondere Abwasserleitungen sind auch heute noch in vielen alten Gebäuden zu finden:

Abwasserrohr und Zuluftschacht für Ölheizung aus Asbestzement. © Heiko Hofmann

Abwasserrohr aus Asbestzement, rissig mit Salzausblühungen @ Heiko Hofmann

Abwasserrohr aus Asbestzement mit Anschluss, verschlossen. © Heiko Hofmann

Abwasserrohr aus Asbestzement mit Dichtungsplatte an einer Verzweigung @ Heiko Hofmann

Abwasserrohr aus Asbestzement. Anschlussstutzen gefräst. Faserige Struktur ist gut erkennbar. © Heiko Hofmann

Abwasserrohr aus Asbestzement. Rissig. Gefräster Flansch, Fasern erkennbar. © Heiko Hofmann

Bodenbeläge

Sehr beliebt waren in den 60er und 70er Jahre die Bodenbeläge aus sogenanntem Cushion-Vinyl oder Floor-Flex-Platten. Besonders letztere sind von Linoleum Belägen kaum zu unterscheiden. Während bei Floor-Flex-Platten Asbest fest in die PVC Matrix eingebunden war (auch als Bewehrung, der Stabilität wegen), besteht Cushion Vinly aus 2 Schichten: Eine obere Vinyl-Schicht aus aufgeschäumtem Kunststoff, meist in Fliesen-Optik, und einer ca. 1-2 mm dicken Pappe aus Chrysotilasbest darunter. Diese Pappe gilt als schwach gebunden und besteht zu über 90% aus Chrysotil. Cushion ist Englisch für Kissen oder Polster.

Floor-Flex

Vinyl-Asbest-Platten mit der Handelsbezeichnung Dunloplan Pastell-Polyflex © Tim Ebert CC BY-SA 3.0

Eigentlich ist eine feste Einbindung in eine PVC Matrix nicht weiter problematisch, allerdings sind diese Platten noch immer häufig eingebaut und in die Jahre gekommen. Altes PVC verliert den Weichmacher und wird brüchig – und an den Bruchkanten können dann Asbestfasern freigesetzt werden.

Versuche haben gezeigt, dass an Bruchkanten soviele Asbestfasern freigesetzt werden können (etwa durch Abreißen mit einer Zange), dass die Faserkonzentration in der Luft kurzzeitig bis auf 1 Million Fasern pro m3 ansteigen kann (siehe Tabelle unten – Quelle: Wikipedia).

Beachten Sie hierbei allerdings, dass es sich nicht um wissenschaftliche Experimente handelt sondern um Abbruchmaßnahmen mit gleichzeitiger Messung der Faserkonzentration in der Raumluft. Die tatsächliche Faserfreisetzung hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab, wie Alter der Platten und Beschaffenheit (Sprödigkeit, Bruchfestigkeit), ursprünglicher Fasergehalt im Produkt und vieles mehr. Außerdem hängt die gemessene Konzentration von der Dauer der Messung ab, von Abstand des Probensammlers von der Quelle, etc. Man kann also nicht pauschal sagen, beim Brechen von Floor-Flex Platten werden rund 1 Mio. Fasern pro m3 frei.

Floor-Flex-Platten gelten als locker gebundenes Asbest wegen der geringen Dichte des Produktes.

Cushion Vinyl

Noch kritischer ist die Sache bei Cushion Vinyl: Die Pappe enthält bis zu 90% Asbest und ist sehr locker gebunden. Das bedeutet, dass bei jedem Schritt durch die Stauchung Luftbewegungen (Pumpeffekt) entsteht und Fasern an offenen Kanten heraus gepresst werden können.

Auf keinen Fall sollten Sie unvorsichtig oder uninformiert und vor allem ungeschützt an die “Renovierung” gehen. Abriss ist angesagt – und zwar möglichst durch eine Fachfirma.

Cushion-Vinyl Bodenbelag mit Asbestpappe © Bild auf polludoc.ch unter CC-BY-SA 4.0 Lizenz

Bodenbelag aus Cushion-Vinyl mit asbestpappe im Detail © Bild auf polludoc.ch unter CC-BY-SA 4.0 Lizenz

Treppenhaus mit Bodenbelag aus Cushion-Vinyl

Treppenhaus mit Bodenbelag aus Cushion-Vinyl © Heiko Hofmann

Beschädigter Bodenbelag aus Cushion-Vinyl

Beschädigter Bodenbelag aus Cushion-Vinyl mit offen liegender Asbestpappe © Heiko Hofmann

Faserfreisetzung bei Beanspruchung (Quelle Wikipedia)

Beanspruchungsart Messergebnis (lAF/m³)
Natürlicher Laufverschleiß Nullprobe (ohne Luftbewegung) < 1.000
Platten abgedeckt < 1.000
frisch verlegte Platten < 1.000
Simulierter Laufverschleiß mit Schleifpapier 60.000
mit Sohlenleder und Sand 10.000
Bearbeitung Zerschneiden mit Schlagschere 30.000
Demontage Abreißen mit Reißzange 1.000.000
Abschaben 25.000
Abschleifen nicht nachweisbar